Na schöne Scheiße….

Die letzten Tage/Wochen/Monate waren die Hölle für mich. Ich musste mich von vielen Bereichen meines Lebens verabschieden und all die Hoffnungen und Pläne, die ich für die Zukunft hatte, von jetzt auf gleich über Bord werfen. Dabei wäre ich fast selbst untergegangen… Naja, ich versuche immer noch bei den Gedanken an die vergangene Zeit nicht an den Erinnerungen zu ertrinken.

Das Leben hat anscheinend andere Pläne mit mir, wieso also dagegen ankämpfen. Wie sagte Dori in „Findet Nemo“ schon so schön? „Einfach schwimmen, einfach schwimmen einfach schwiiiiimmen, schwiiiiimmen, schwiiiiimmen.“

Dass all diese Veränderungen mir jedoch fast den Verstand rauben und ich mich selbst nicht mehr im Spiegel erkenne, davor warnte mich niemand. Ich bin nicht mehr der Mensch, der ich noch vor ein paar Jahren war. Ich bin zur Zeit auch nicht einmal die starke, selbstbewusste Nici, die nach einem Niederschlag einfach aufstand, sich den Dreck von der Kleidung abklopfte, sich umsah und „Na schöne Scheiße, was war denn das?“ sagte, einfach ihre Nietenjacke zurecht zupfte und weitermachte als wär nie etwas gewesen. Diese Nici ist momentan not available…

Dafür hätten wir die sich-selbst-hassende-Nici, die ich-bin-mit-der-Welt-so-wie-sie-ist-total-überfordert-Nici und die wieso-kann-mich-denn-niemand-in-Ruhe-lassen-Nici im Angebot und diese werden immer dann aktiviert, wenn ich es am wenigsten brauche.

Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung wie ich mich aus dieser Scheiße selbst wieder raus manövrieren kann. Ich höre auf der einen Seite, dass es ein halbes Jahr dauern kann, bis man sich von all dem was mir passiert ist, wieder erholt hat. Auf der anderen Seite macht mir die restliche Gesellschaft und einige Menschen in meinem Umfeld mir ziemlichen Druck, ich solle mich zusammenreißen und mich nicht so anstellen, denn anderen ginge es noch viel schlimmer als mir. Na klar kann man mich jetzt nicht mit einem todkranken Menschen oder Kindern in Afrika vergleichen. Dennoch kämpfe ich jeden Tag in meinem Kopf eine Schlacht, die mich innerlich komplett fertig macht. Ich muss mich an manchen Tagen zwingen überhaupt aufzustehen, etwas zu essen und etwas Schönes in der Welt zu sehen. Nicht einmal meine Hunde und Katzen können mich an solchen Tagen trösten und mir den Kummer und den Schmerz nehmen.

Ich schreibe das alles deswegen nieder, weil ich weiß, dass ich nicht die einzige bin, der es so geht. Schon nach meinem letzten Blogbeitrag (Kaputt) meldeten sich einige bei mir, denen es genau so ging und die sich selbst in meinen Worten erkannten. Ich weiß auch, dass viele mich nach diesen Zeilen als „schwach“ bezeichnen werden oder mich unter „Boah schau sie dir an, die Attentionwhore“ abstempeln. Wisst ihr was? This is for you:

Es ist wirklich erschreckend und traurig, dass man selbst im Jahr 2020 noch immer gegen solche Vorurteile ankämpfen muss. Klar, nen gebrochenen Arm sieht man. Ist natürlich klar, dass der einem weh tut. Aber seelischen Schmerz, den sieht man nicht, also hat man ihn auch gefälligst nicht. Und wenn doch, dann hat man ihn ganz schnell abzuschalten. Geht ja auch so einfach. Zack und weg ist er. BULLSHIT!

Ja ich weiß, ich benutze heute auch extrem viele Schimpfwörter. Das sind viele hier gar nicht von mir gewohnt. Aber ich habe mir geschworen auf diesem Blog immer so zu schreiben, wie ich es gerade empfinde und auch zu sagen was bzw. wie ich denke. Und gerade heute ist mir nach all diesen „bösen“ Wörtern. WHO CARES?! Morgen erinnert sich sowieso niemand mehr an diese Zeilen, weil sich die Erde viel zu schnell dreht und keiner Zeit für die Sorgen und Gefühle anderer Menschen hat und sich wieder seiner bzw. ihrer Arbeit und den eigenen Problemen widmen muss, da er oder sie ansonsten selbst daran zerbricht.

Und damit ich der Welt und meinen Mitmenschen nicht zu unbequem werde und man sich auch ja nicht mit meinen Gefühlen oder Problem auseinandersetzen muss, werde ich auch weiterhin versuchen die immer lustige und dauerhaft optimistische Nici für alle zu spielen und meine Masken 24/7 tragen.

„Because I love to entertain you!“

5 Kommentare zu „Na schöne Scheiße….

  1. Aja. Diese „anderen Menschen geht es schlechter als dir“ kenne ich auch nur all zu gut. Da gibt es dann auch noch die „ach komm. Vergiss es/ihn einfach“ oder „das selbe Problem haben doch ganz viele andere auch“ und die „fokussiere dich halt einfach auf die positiven Dinge im Leben“ und vor allem die „du musst einfach…“

    Erstens einmal ist nichts „einfach“ wenn es einem nicht gut geht. Egal wegen was. Die positiven Dinge mildern den Schmerz auch nur bedingt ab.. des Schmerz bleibt trotzdem.. und zweitens muss ich schon mal gar nichts.

    Die Menschheit ist schon kompliziert. Und es ist traurig, dass manchmal vor allem Freunde, von denen man denkt, sie seien einfühlsam und seien für einen da, einen verurteilen oder mit diesen vermeintlichen Aufheiterungen – die eigentlich nur leere und schmerzhafte Floskeln sind – nur noch mehr Schmerz zufügen.

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    1. Boah ja.. Die Liste der ganzen Aussagen könnten wir noch ewig weiterführen… Die emotionale Inkompetenz mancher Mitmenschen ist manchmal echt Besorgnis erregend… Und dann geben genau solche einem auch noch das Gefühl, dass mit uns etwas nicht stimmt, nur weil wir „zu viel“ fühlen und eben kein gefühlsloser Klotz sind. Was ich mir momentan von meinen Mitmenschen anhören kann ist zeitweise echt verletzend und demütigend. Auch wenn sie es eigentlich gar nicht so meinen und einem nur „Mut“ zusprechen wollen. *facepalm* In solchen Fällen hilft leider nur auf Durchzug schalten… Auch wenn ich den Leute dann am liebsten an die Gurgel springen möchte….

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      1. Ich glaube die Menschen, die uns sagen wir müssten uns zusammenreissen sind schon gestorben, da läuft nur eine leere Hülle rum.
        Stell die vor du würdest diesen Schmerz garnicht empfinden können und scheisse von der du sprichst garnicht wahrnehmen können. Wäre das nicht noch kranker?

        Vielleicht sind wir ja die gesunden?
        Stell dir vor du trägst dieses Kreuz weil du zu denen gehöhrst die stark genug sind es zu tragen.
        Ich bin mir sicher dass alle bedeutenden Persönlichkeiten mal dieses Kreuz getragen haben einen weg gefunden haben es abzuschütteln und dann die welt zu einem besseren Ort gemacht haben.
        Ich glaube fest daran dass man sich erst durch die scheisse kriechen muss um den Missständen in unserer Welt die Stirn zu bieten.

        Ich habe erst vor kurzem gelernt dass mich diese Masken krank machen und ich habe auch erst vor kurzem gelernt dass ich krank werde wenn ich aus Rücksicht meine Gefühle unterdrücke und nette Sprache verwende.

        „…versuchen die immer lustige und dauerhaft optimistische Nici für alle zu spielen und meine Masken 24/7 tragen.“
        Wie lange hältst du dass wohl noch durch? Wie lange dauert es bis du wirklich mal jemandem oder dir selbst dafür an die Gurgel springst. Und wenn schon …du hättest das recht dazu…

        Ich glaube die Welt hat dich verdient und ich glaube du wirst einen Weg finden dich zu zeige.

        Als ich aufgehört habe mich zu verstellen gabs ärger mit dem ein oder anderen Freund. Aber es war in Ordnung das die freundschaft zerbrochen ist weil ich der Tatsache ins auge sehen konnte dass die freundschaft doch sowieso ein fake war, ein Arrangement das ich eingegangen bin weil ich angst hatte alleine zu sein.

        Wir leben hier auf der Erde und nicht im Himmel. Deswegen ist es auch absolut in Ordnung wenn wir uns scheisse fühlen. Wir dürfen uns nur nicht damit abfinden.

        Ich habe mich sehr verbunden Gefühlt nachdem ich deine Texte gelesen habe.
        Es hat die schmerzhafte Einsamkeit gelindert die ich gerade empfinde.
        Dafür bin ich dir wirklich dankbar ❤

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      2. Hallo Daniel!
        Bitte verzeih die späte Antwort. Vielen lieben Dank für deine wunderbaren Worte! Mir bedeutet es unglaublich viel, dass du dir die Zeit genommen hast um mir ein so ausführliches und zutiefst berührendes Kommentar zu schreiben.

        Ich denke auch, dass wir deswegen so viel durchmachen müssen, damit wir noch stärker werden und in weiterer Folge anderen eine Stütze bzw. ein Wegweiser sein können, damit auch diese ihren Weg aus der Dunkelheit finden.

        Die Masken habe ich nun auch endlich erfolgreich ablegen können. Es war ein harter Kampf für mich, aber ich habe es geschafft endlich für mich und meine Gefühle, Bedürfnisse und Wertvorstellungen einzustehen und fühle mich nun endlich wieder wie ich selbst. Einige Menschen haben sich in dieser Zeit von mir abgewendet, weil ich ihnen die Stirn geboten habe und ihnen zu unbequem wurde. Doch solche Menschen, die mich von Anfang an nur klein halten wollten, will ich nicht mehr in meinem Leben haben, weshalb es mir nicht Leid tut, sie nicht mehr um mich zu wissen. Im Gegenteil, es ist richtig befreiend!

        Wenn ich eins gelernt habe, lieber Daniel, dann das keiner von uns mit seinen Problemen alleine ist! Es gibt so viele, denen es so geht wie uns, die sich aber nicht trauen, sich zu zeigen. Aber zum Glück gibt es Plattformen wie diese hier, wo man sich findet und austauschen kann!

        Ich danke dir von ganzem Herzen für deine aufbauenden Worte und schicke dir im gedanken eine Umarmung!
        Alles Liebe,
        Nici

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