Kaputt

Wieso ist mein Kopf nur so kaputt?

Wieso mache ich mir immer wieder die gleichen Sorgen?

Wieso plagen mich ständig dieselben Zweifel?

Wieso kann ich nicht mehr glücklich sein, ohne sofort den Hacken an der Sache zu suchen?

Ich suche wirklich krampfhaft immer wieder nach dem Haar in der Suppe, bis ich mir und meinen Mitmenschen alles verderbe. Selbst meine Beziehung leidet schon sehr darunter.

Ich habe mir deswegen auch Hilfe gesucht. Alte Trauma und seelische Verletzungen wurden ans Licht geholt, an die ich im Alltag nicht mehr gedacht habe, die mich aber trotzdem unterbewusst in die sich immer wiederholenden Muster drängen.

Ja, ich habe wahnsinnige Angst nicht genug zu sein.

Ja, ich habe Angst, dass man mich betrügt und anlügt.

Ja, ich verzweifle deswegen immer mehr.

Ich wurde in meinem Leben schon so oft von meinen Mitmenschen hintergangen und betrogen, dass ich keinem Menschen richtig vertrauen kann. Hinter jedem Lächeln und jeder nett gemeinten Geste vermute ich, dass derjenige mir gleich ein Messer in den Rücken rammt, mich belügt oder mich auf eine andere Art und Weise für seine Zwecke ausnutzt. Hinter jeder noch so kleinen Verspätung oder nicht beantworteten Nachricht vermute ich einen Seitensprung oder jemanden, der für meine bessere Hälfte interessanter und weniger kompliziert ist als ich. Ich unterstelle jedem Menschen, der mir begegnet, dass er mich – wenn überhaupt – nur kurz interessant findet und mich dann wie alle anderen es schon all die Jahre davor taten, ebenfalls wie eine heiße Kartoffel fallen lässt.

In meinem Kopf tobt ein ständiger Kampf zwischen der Seite in mir, die in allem das Gute sehen will und von der Unschuldsvermutung ausgeht und jener Seite, die ständig nur den Verrat und den Schmerz sieht. Und dieser Kampf macht mich fertig. Psychisch als auch körperlich.

Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als meinen Mitmenschen und vor allem meinem Partner endlich voll und ganz vertrauen zu können. Denn gerade mein Partner hätte es verdient, dass ich ihm endlich vertraue. Er versucht mir immer wieder zu zeigen, dass es nur mich in seinem Leben gibt und keine andere Frau mehr Platz hat. Ich spüre auch, wie sehr er mich liebt, auch wenn er kein Mensch der großen romantischen Worte oder Gesten ist. Ich kann und will mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Und trotzdem ist da diese dunkle Stimme in meinem Kopf, die mir alles schlecht redet und mir bei jeder Kleinigkeit versucht einzureden, dass er gleich wie alle anderen ist.

„Wieso sollte gerade er dir treu sein? Die anderen haben dich doch auch von vorne bis hinten verarscht! Außerdem sieh dich doch mal an! Seine Kollegin ist doch tausendmal hübscher als du! Und mit Sicherheit ist sie nicht so verkorkst wie du. Haha, süß wie du immer noch denkst, dass dich ein Mann lieben kann.“

Und während ich das schreibe fließen mir Tränen über die Wangen, weil dieser Kampf schon so lange anhält. Ja, genau so geht es die meiste Zeit in meinem Kopf ab. Eine Stimme, die mir immer wieder sagt wie schlecht ich bin und dass ich es nicht verdient habe glücklich zu sein. Eine Stimme, die mich schon mehrmals an den Punkt in meinem Leben brachte, an dem ich nicht mehr weiterleben wollte. Eine Stimme, die mir Angst macht.

Ich wollte nie, dass jemand diese Seite jemals zu Gesicht bekommt oder davon erfährt, da ich Angst hatte, man würde mich als „schwach“ oder „psychisch krank“ abstempeln und mich noch mehr meiden, als es manche eh schon seit dem Tod meines Vaters tun. Aber ich kann so nicht mehr weitermachen. Ich habe Probleme. Aber die haben andere Menschen auch. Viele verstecken sie ebenfalls Jahre lang vor ihren Mitmenschen und leiden leise vor sich hin. Dabei brauchen sie nur jemanden, der ihnen im Kampf gegen diese Stimmen endlich beisteht und für sie da ist, wenn sie nicht mehr weiterkönnen und sich ausweinen müssen, damit sie dann wieder Kraft tanken können.

 

 

 

Ich hoffe, dass ich diesen Kampf bald gewinne….

 

 

 

 

 

2 Kommentare zu „Kaputt

  1. Ich kann das alles nur zu gut nachvollziehen, bzw könnte da als Autor genauso mein Name stehen und es wäre nichts davon falsch…
    Aber gerade in letzter Zeit haben mir einige Menschen gezeigt dass ich wohl auf zu kritisch mit mir selbst bin und genau daran versuche ich zu denken wenn es mal wieder „dunkel“ wird.

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